Möbel aus Schurwolle: eine schicke und zeitlose Verkleidung

Seit zwei Jahren feiert der Schlingen- oder Bouclé-Wollstoff ein bemerkenswertes Comeback in den Kollektionen der zeitgenössischen Möbelverleger. Und das aus gutem Grund, denn dieser Bezug, der Trost und Cocooning inspiriert, kehrt in den aktuellen Deko-Trends mit voller Kraft zurück. Wir verraten Ihnen mehr über einen Stil, der vom skandinavischen Design übernommen wurde und nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat...

Es ist ein bemerkenswertes Comeback: Viele zeitgenössische Möbelverleger bringen den Bouclé-Stoff wieder auf den Geschmack. Die Franzosen haben ihre Beziehung zu ihrem Zuhause neu überdacht, da sie immer häufiger von zu Hause aus arbeiten und die Inneneinrichtung und Dekoration (wieder) zu einem Zufluchtsort geworden sind. Aus diesem Grund entwerfen viele Verleger ihre Vision einer gemütlichen Einrichtung, deren Herzstück ein Sitzmöbel aus Schlingenstoff ist, vorzugsweise weiß und hell.

Der Verleger Roche Bobois bietet den Sessel Manta, Design: Antoine Fritsch und Vivien Durisotti, an. Ein ganz sanfter Look mit einem Bezug in Senfoptik.

Polstersessel Rico aus Bouclé-Stoff vom dänischen Hersteller Ferm Living.

Rico Polstersessel aus Bouclé-Stoff in einem Interieur, vom dänischen Verleger Ferm Living.

Der Verleger Ligne Roset greift den Trend zurück zur gekräuselten Wolle für ein warmes Interieur auf. Kissen Mil mit einer Vorderseite aus mongolischem Lammfell mit langen, gekräuselten Haaren. Die Rückseite besteht aus Wildlederstoff (100% Polyester).

Gehen wir zurück zu den Ursprüngen des Erfolgs von Bouclé-Wolle. In den 1950er Jahren verdanken wir Coco Chanel die brillante Idee, Bouclé-Wolle zu verwenden, um ihr "kleines Schwarzes" und ihr "kleines Schwarzes" zu entwerfen. Die berühmte Modeschöpferin hatte jedoch schon vorher mit grob strukturierten Stoffen gearbeitet: Sie verwendete bereits in den 1930er Jahren Woll-Tweed. 1954 war der Erfolg für Coco Chanel perfekt, als sie ihre beiden Hauptstücke in Bouclé-Stoff anbot: ein weltweiter Erfolg!

Zu Coco Chanels bekanntesten Kundinnen gehörte die First Lady der USA, Jacqueline Kennedy, die den berühmten rosa Bouclé-Anzug von Chanel, das Lieblingsstück ihres Mannes, bei der jungen Generation populär machen sollte. Leider wird in die Geschichte eingehen, dass sie ihren Lieblingsanzug am Tag der Ermordung von Präsident John F. Kennedy trug.

Jackie Kennedy in ihrem rosafarbenen Chanel-Anzug aus gelockter Wolle und ihr Ehemann am 22. November 1963 in Dallas.

Von der Mode zu den Möbeln ist es nur ein kleiner Schritt. Bouclé-Stoff hatte seinen großen Auftritt in der Welt der Designindustrie, als Florence Knoll Ende der 1940er Jahre für Knoll Associates über den Entwurf eines Sessels nachdachte, in den sie sich einkuscheln konnte. Der tröstliche Aspekt von gekräuselter Wolle klingt naheliegend. Die Form der Sitzfläche wurde von dem finnisch-amerikanischen Designer Eero Saarinen (1910-1961) entworfen. 1948 entstand der Womb Chair, der mit Knolls Bouclé Classic verkleidet wurde. Das Stück wurde schnell zu einer Ikone des Innendesigns.

Womb Chair, Design Eero Saarinen for Knoll Associates, 1948. Gestell aus massivem Stahl, organisch geformte Sitzschale aus Glasfaser. Polsterung aus Schaumstoff oder Polyurethanschaum mit Metallstruktur. Der Bezug "Cato" besteht zu 14 e Viskose und 86 e Wolle.

Womb™ Chair Medium, Design Eero Saarinen für Knoll Associates, 1948. Eero Saarinen gelang es, eine Sitzfläche zu entwerfen, die umhüllend und schützend wirkte, und zwar auf Wunsch von Florence Knoll, die sich wünschte: "einen Stuhl, der wie ein Korb voller Kissen aussah ... etwas, in das ich mich wirklich hineinkuscheln konnte". Die vierbeinigen Stühle sind heute bei Knoll in den Ausführungen Standard, Medium oder Relax erhältlich.

Dass es ein skandinavischer Designer war, der diese sichere Sitzgelegenheit entwarf, ist kein Zufall. Es gibt nämlich eine Tradition im skandinavischen Design, warme und bequeme Möbel zu entwerfen, mit denen man die langen Wintertage verbringen kann... In den skandinavischen Ländern wird ein helles Interieur mit Holz als zentralem Möbelstück bevorzugt. Das ist das sogenannte "Hygge"-Design, bei dem es darum geht, Klarheit, Helligkeit und Komfort für ein Zuhause mit einer zarten und gemütlichen Atmosphäre zu schaffen - eben cosy. Die nordischen Länder sind Meister auf diesem Gebiet und Lammwolle wird seit langem in skandinavischen Möbeln verwendet.

Symbol dieses "kuscheligen" Designs ist die Sitzfläche aus Lammhaar des Sessels Lamino, der von dem schwedischen Designer Yngve Ekström (1913-1988) entworfen wurde. Er vereint alle Aspekte des "Hygghe"-Designs, wie so viele andere Stücke des skandinavischen Designs, insbesondere die Lammfell-Sessel des dänischen Verlegers Fritz Hansen.

Lamino-Sessel aus Eiche mit Fußstütze, der Bezug ist aus weißem Schafsleder. Design: Yngve Ekström, 1952, für Swedese möbler. Ein einladender Sessel mit Schaffell.

Stuhlpaar "TeVe" , Design: Alf Svensson für Ljungs Industrier AB Malmö, 1953. Dieser klassische Stuhl wurde zu einer Ikone in schwedischen Haushalten, fest gepolsterte Sitzfläche und Rückenlehne, die mit einem schönen sandfarbenen Schaffell überzogen sind.

Paar Stühle "TeVe" , Design: Alf Svensson für Ljungs Industrier AB Malmö, 1953. Detail auf dem Bezug aus Schaffell, der Wärme und Trost spendet...

Sessel Modell 1578 mit Lammfellbezug, herausgegeben von Fritz Hansen, 1940er Jahre.

In Frankreich ist der Dekorateur Jean Royère (1902-1981) für seine Entwürfe mit wolligem Bezug bekannt. Sein Eisbärensofa aus dem Jahr 1965 wurde mit seinem Stoff aus Mohairvelours (Wollsamt) zu einem Designklassiker. Als Symbol der Nachkriegsjahre setzte sich der Teddy als leicht saugfähiger und ultraweicher Stoff durch.

Paar Sessel "Œuf", Design: Jean Royère, 1955. Die Sitzfläche ist eine Art Schale, die mit cremefarbenem Bouclé-Wollstoff (auf der Außenseite) und schwarzem Wollsamt auf der Innenseite gepolstert ist. So gemütlich!

Canapé "Ours Polaire", Design: Jean Royère, um 1965. Originalbezug aus Mohair-Samt.

Zeichnung von Jean Royère - Musée des Arts décoratifs

Über die Alpen hinweg lässt die glamouröse und bequeme Seite der Bouclé-Wolle italienische Designer nicht kalt. Auch sie verwenden den Bouclé-Stoff, der in den Siebzigern ein zweites goldenes Zeitalter erlebte. Bouclé-Stoffe eigneten sich für das Spiel mit poppigen Farben und organischen Formen der damaligen Zeit. Dennoch bleibt das strahlende Weiß des Stoffes der sichere Wert für ein elegantes Design.

Langstühle aus grauer Bouclé-Wolle, Design: Afra und Tobia Scarpa, 1960er Jahre auf Design Market

Vintage-Camaleonda-Sofa aus Bouclé-Wolle von Mario Bellini, 1972 auf Design Market

Was macht den Reiz von Bouclé-Wolle und später von Bouclé-Stoff aus? Echte Wolle bringt Sicherheit und Komfort, eine flauschige Textur, die an das "Doudou" aus der Kindheit erinnern würde? Der Bouclé-Stoff, dessen Oberfläche wie mit Knoten versehen ist, ist das Ergebnis einer unregelmäßigen Verwebung der Wolle. Das fertige Aussehen, eine wollige Textur, sorgt für visuellen Komfort und eine schicke Ästhetik, vor allem mit Weiß...

Heute machen auch andere Materialien wie Polyester diesen Stoff mit seinem eleganten Komfort aus. Wenn man zum Komfort des Textils noch ein Design mit stark abgerundeten Linien hinzufügt, dann hat man ein elegantes Stück, das zum Entspannen einlädt. Das haben auch die aktuellen Verleger erkannt, die Designklassiker mit einem Bezug aus Schlingenstoff neu aufleben lassen...

Fauteuil Pacha, Design: Pierre Paulin, 1975. Im Jahr 2018 hat der dänische Verlag Gubi für ikonisches und zeitloses Design den berühmten Sessel von Pierre Paulin neu aufgelegt. Geschwungene, organische Formen in Verbindung mit einem Schlingenstoff aus Wolle und Viskose machen den Charme dieses Stücks aus!

Sessel Boomerang, Design: Peter Hvidt und Orla Mølgaard-Nielsen, 1956. Im Januar 2020 legt der dänische Verlag und Tradition den Boomerang-Sessel mit einem weißen Stoffbezug mit Schlingenmuster neu auf.

Sessel Bouclette Wilson bei dem Möbelhersteller AM.PM. Eine Linie, die an Designklassiker wie den Zig Zag Chair von Gerrit Rietveld (1934) oder den Panton Chair von Verner Panton (1960) erinnert!

François Boutard

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