Der venezianische Spiegel ist ein dekoratives Element, das sich mit viel Freude in ganz unterschiedliche Innenräume einfügt. In einer antiken und gemütlichen Umgebung findet er natürlich seinen Platz, ebenso wie er sich wunderbar mit sehr modernen Möbeln kombinieren lässt. Seine aristokratische Seite verleiht einer Ecke des Hauses oder einem Raum eine echte Persönlichkeit. Während man ihn mit einem veralteten Einrichtungsaccessoire in Verbindung bringen könnte, ist er im Gegenteil zeitlos. Das Adjektiv venezianisch bezieht sich auf die Republik Venedig, eine historische Periode, in der die Produktion von venezianischen Spiegeln ganz Europa überschwemmte... Ein Blick auf ein Möbelstück, das für jeden Geschmack geeignet ist...
Zunächst wollen wir auf die Geschichte des Venezianischen Spiegels eingehen. Zwar gibt es Spiegel schon seit Jahrtausenden, doch erst im 11. Jahrhundert entdeckten die Menschen die Techniken zu ihrer Herstellung wieder. Im 13. Jahrhundert tauchten in Europa Glasspiegel auf. Ende desselben Jahrhunderts siedelte die Republik Venedig Glasmeister auf der Insel Murano an, wo die ersten großen Glashütten entstanden und sich entwickelten.
Schnell entwickelten die Glasmeister von Murano Techniken und ein Know-how, die damals unübertroffen waren. Der Spiegel wird zu einer Spezialität der Glashandwerker auf der kleinen venezianischen Insel. Im 15. Jahrhundert erfanden sie die Herstellung von verzinnten Spiegeln, d. h. von Spiegeln, die auf einem Amalgambad aus Zinn und Quecksilber hergestellt wurden. Mit dieser Technik entwarfen die Glasmeister von Murano Spiegel mit einer glänzenden, reinen, reflektierenden Oberfläche. Aufgrund ihrer Macht in der Renaissance wurden die venezianischen Spiegelmacher in Murano zu einer eigenen Zunft.
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Der venezianische Spiegel verweist also auf seine italienischen Ursprünge, insbesondere auf die Qualität des in Murano hergestellten Glases. Ludwig XIV. war neidisch auf den Erfolg der venezianischen Spiegelherstellung und gründete 1665 die Manufacture royale de glaces de miroirs (Königliche Spiegelmanufaktur). Im Jahr 1672 importiert das Königreich Frankreich keine venezianischen Spiegel mehr. Französische Arbeiter stellen nun große Spiegel von außergewöhnlicher Qualität her.
Seitdem entwickelt sich der venezianische Spiegel mit den Stilen der Epoche weiter. Er wird zu einem echten Element der Inneneinrichtung: Die Formen und Einfassungen passen sich dem Stil der gesamten Dekoration an. Im Rokoko-Stil in Frankreich beispielsweise, der von einer Fülle an dekorativen Elementen geprägt war, wurden die Spiegelrahmen mit Kombinationen aus Edelhölzern, Schildpatt, Perlmutt und Messing bereichert. Die Spiegelrahmen sind oft massiv und vergoldet.
Im Laufe der Jahrhunderte wird der venezianische Spiegel zu einem symbolischen Dekorationsobjekt und zum Verwahrer des sozialen Status seines Besitzers. Er begleitet die künstlerischen und dekorativen Bewegungen: neoklassische Periode (Verzierung des Rahmens mit antiken Motiven), Jugendstil und dann Art Déco (mehr Einfachheit, geometrische Motive, Symmetrie der Formen).
Wussten Sie schon? Neben seinem Gattungsnamen bezeichnet der Venezianische Spiegel auch eine Art von Spiegel, die während der Renaissance häufig aus Venedig importiert wurde: den Spiegel mit Glasleisten. Um größere Spiegel herzustellen, vergrößerten die venezianischen Spiegelmacher diese nämlich mit Hilfe kleinerer Stücke, die um den zentralen Spiegel herum angeordnet wurden.
Der venezianische Spiegel ist bei Liebhabern schöner alter Stücke, aber auch bei aufgeklärten Liebhabern von Vintage-Design gefragt. Er passt sowohl zu einer Dekoration im Retro-Chic oder Barock als auch zu ultra-designten Möbelstücken. Seine prunkvolle und elegante Seite macht ihn zu einem hochwertigen Dekorationselement. Es gibt viele moderne und Vintage-Stücke auf dem Markt.
Der venezianische Spiegel bietet auch eine große Vielfalt an Formen (rund, oval, quadratisch, rechteckig), wobei das Design (abgeschrägt, poliert, graviert, ziseliert) und die Verzierung des Rahmens (Blumenmuster, geschnitztes und vergoldetes Holz, dekorative Gravuren, Steinimitate) je nach Modell sehr unterschiedlich sind. Sein Kleid kann versilbert, vergoldet, bronziert oder aus Messing sein.
Obwohl er in der heutigen Zeit kein zentrales Element der Dekoration mehr ist, vernachlässigen ihn die großen italienischen Möbelhersteller dennoch nicht. So ist es bei Kartell, das für Design Made in Italy steht, Philippe Starck, der den modernen venezianischen Spiegel entwirft. Bei Cassina stammen die Stücke von Man Ray (ja, dem Künstler!), Studio Simon und Ron Gilad. Für Porro entwarf Piero Lissoni die rechteckige Spiegelkollektion Reflection.
François Boutard