Die Design-Sammlung des Centre Pompidou (Musée National d'Art Moderne)

Das Centre Pompidou ist dafür bekannt, die führende Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst in Europa zu besitzen. Die Geschichte der Architektur und des Designs ist eng mit der Entwicklung der modernen Kunst verwoben, die Disziplinen überschneiden sich, die Künstler tauschen sich aus und beeinflussen sich gegenseitig. Aus diesem Grund besitzt das Musée National d'Art Moderne auch eine bedeutende Designsammlung. Diese Absicht wurde 1991 von Dominique Bozo, dem damaligen Direktor des Centre Pompidou, bekräftigt, um die Kulturinstitution mit einem erstklassigen Designbestand auszustatten. Heute gehören die Design-Sammlungen des Centre Pompidou zu den größten weltweit. Sie umfasst fast 8.000 Werke von 900 Designern und reicht vom frühen 20. Jahrhundert bis heute. Wir haben uns entschieden, Ihnen außergewöhnliche Werke aus den Sammlungen des Centre Pompidou vorzustellen, die repräsentativ für die Entwicklung von Ideen und Konzepten sind, die die Geschichte des modernen und, näher an uns, des zeitgenössischen Designs geprägt haben.

Die Design-Sammlung des Centre Pompidou (Musée National d'Art Moderne)
Accrochage des collections contemporaines, 01/04/2007 - 23/03/2009 MNAM/CCI, Centre Pompidou, Paris Niveau 4 - "Philippe Starck"

Um unsere Auswahl zu treffen, haben wir Strömungen, herausragende Persönlichkeiten, die in den Sammlungen des Centre stark vertreten sind, hervorgehoben. Beginnen wir zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit außergewöhnlichen Stücken, die um die französischen Künstler der Bewegung der U.A.M. (Union des Artistes Modernes, 1929)

Blick auf die Ausstellung:
Blick auf die Ausstellung: "UAM, ein modernes Abenteuer" im Centre Pompidou (2018)

Es ist kein Zufall, dass das Centre Pompidou über imposante Bestände der französischen Moderne rund um die großen Figuren der U.A.M. verfügt. Im Jahr 2018 widmete es dieser Bewegung eine Ausstellung mit dem Titel: "UAM, une aventure moderne" und vertrat dabei einen Standpunkt: den, die Idee zu verdrehen, dass es nicht die Art Déco war, die zu Beginn des vorigen Jahrhunderts den Wind der Moderne ausblies, sondern die U.A.M.

Francis Jourdain (1876-1958), Möbel für Georges Besson, 1911
Francis Jourdain (1876-1958), Möbel für Georges Besson, 1911

Das berühmte Modell Transat, das Eileen Gray (1878-1976) für die Einrichtung der Villa E-1027 entwarf. Mnam-Cci/Jean-Claude Planchet. Dist. RMN-GP
Das berühmte Modell Transat, das Eileen Gray (1878-1976) für die Einrichtung der Villa E-1027 entworfen hat. © Mnam-Cci/Jean-Claude Planchet. Dist. RMN-GP

Büro für Robert Mallet-Stevens signiert Pierre Chareau (1883-1950), 1927. © DR © Centre Pompidou / service de la documentation photographique.

Ein außergewöhnliches Dokument aus der Design-Sammlung des Centre Pompidou. Francis Jourdain, Living-room, veröffentlicht in Répertoire du goût moderne, vol. 1, 1928, Paris, Albert Lévy, pl. 20, Centre Pompidou, Mnam-CCI, Paris, Bibliothèque Kandinsky © Centre Pompidou, MNAM-CCI Bibliothèque Kandinsky / Dist. RMN-GP © Adagp, Paris, 2018

Eine neue Generation von Kreativen und Designern brach zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf, um mit der bürgerlichen Obskurität der Dekoration und der Möbel, die sie aus dem Art Nouveau und dem Art Déco geerbt hatten, Schluss zu machen. Dem von Robert Mallet-Stevens eingesetzten ersten Vorstand gehörten an: Francis Jourdain, René Herbst, Hélène Henry und Raymond Templier sowie Persönlichkeiten wie Sonia Delaunay, Fernand Léger, Jean Carlu, Pierre Chareau, Jean Prouvé, Le Corbusier, Pierre Jeanneret, Charlotte Perriand oder Eileen Gray.


Le Corbusier (Charles-Edouard Jeanneret, genannt, 1887-1965), Charlotte Perriand, Pierre Jeanneret, Fauteuil Grand Confort, 1928. Gestell aus Metall. Abnehmbare Kissen aus Leder. Bildnachweise © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Bertrand Prévost


Djo-Bourgeois (Georges Bourgeois, dit, 1898 - 1937), Bureau de direction, 1929. Lackiertes Holzfurnier und mit Metallplatten ummanteltes Holz. Trägt die Inventarnummer AM 2007-1-24. Credit photo © Georges Meguerditchian - Centre Pompidou, MNAM-CCI / Dist RMN-GP.

René Herbst (1891- 1982), Bureau, 1929. Das Gestell besteht aus gefaltetem, geschweißtem und lackiertem Blech. Das Gestell besteht aus verchromtem Stahlrohr und die Tischplatten aus abgeschrägtem Glas. ©René Herbst. Bildnachweise © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Philippe Migeat.


Jean Prouvé (1901- 1984), Fauteuil de grand repos, 1930. Das Gestell besteht aus lackiertem Stahlblech. Die Garnitur besteht aus Rosshaar und der Bezug aus Planenstoff. Die Sitzfläche ist kippbar. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet.


Tisch in Form, Design Charlotte Perriand, 1938. Massive Tischplatte aus Tannenbohlen und dreibeiniges Gestell aus lackiertem Holz. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Georges Meguerditchian.

Es ist ein Wind der Moderne, der in diesem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts durch Europa weht. Die Schöpfer der U.A.M. in Frankreich, aber auch die Lehren der berühmten Bauhaus-Schule in Deutschland (1919-1933) und die holländische Bewegung De Stijl. Das Centre Pompidou besitzt natürlich emblematische Stücke aus dieser Zeit um (unter anderem) Marcel Breuer, Ludwig Mies van der Rohe und Gerrit Rietveld.


Marcel Breuer (1902 - 1981), Tisch aus lackiertem Holz, vernickeltes Stahlrohr, 1926. Wir sind bereits weit entfernt von der Epoche des Art Déco, Rationalismus und Reinheit, die Verwendung von neuem Material wie Stahl markiert einen klaren Bruch in der Geschichte des modernen Designs... Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Bertrand Prévost.


Ludwig Mies van der Rohe (1886- 1969), Stuhl MR 10 (1927 - 1930). Flexibles, freitragendes Gestell aus verchromtem Stahlrohr. Sitzfläche aus Rohrgeflecht. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet.


Der ikonische Zigzag Sessel, der von Gerrit Rietveld (1888- 1964) in den Jahren 1932 bis 1933 entworfen wurde. Die Stuhlmodelle dieses Designers haben Kultstatus erlangt, insbesondere der Chaise Militaire von 1923, von dem das Centre Pompidou ein historisches Exemplar besitzt, und der Fauteuil Red Blue. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Jean-Claude Planchet.

Eine wichtige Figur des italienischen und internationalen Designs prägt die Nachkriegs-Designsammlung des Centre Pompidou. So hat sich ein sehr umfangreicher Bestand um die Kreationen des Architekten und Designers Ettore Sottsass (1917-2007) gebildet. Warum diese Verbundenheit, werden Sie fragen? Weil der große italienische Meister wie kein anderer sein ganzes Leben lang die unterschiedlichsten Objekte hergestellt hat: Keramik, Schmuck, Tischkultur, Möbel und Industrieobjekte. Vor allem aber hat er die Epochen überdauert und bei jedem großen gesellschaftlichen Umbruch eine außergewöhnliche kreative Kühnheit an den Tag gelegt.


Achtung Kultobjekt: Die berühmte Schreibmaschine Valentine wurde 1969 von Ettore Sottsass und Perry King für Olivetti entworfen. Das Centre Pompidou widmete der Zusammenarbeit zwischen Sottsass und der italienischen Firma übrigens 2003 eine Ausstellung.


Ein atypisches Designobjekt: Der Altare (Molto Privato)-Altar wirft viele Fragen auf. Design: Ettore Sottsass, 1969. Verwendete Materialien: Print-Laminat, Sperrholz, schwarzer Gummi. Credit photo © Centre Pompidou,


Ettore Sottsass, Fauteuil dit Tappeto Volante, 1974. Materialien: Baumwolltuch, Holz, Filz, Latexschaum. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Philippe Migeat


Gewürzmühle MP 0214, Design von Ettore Sottsass für Alessi, 1994. Diese Stücke sind Teil der Twergi Collection (Auflösbare Einheit). Material: Buche gebeizt, lackiert. Credits © Adgap, Pa

Ein weiterer Designer, der in den Designsammlungen des Centre Pompidou stark vertreten ist, ist der Künstler und Goldschmied Serge Mouille (1922-1988), der weltweit für seine schlichten, aus Metall gefertigten und einheitlich schwarz lackierten Leuchten und Stehlampen berühmt ist. Das Centre Pompidou besitzt auch einen bedeutenden Bestand, der einem der wichtigsten französischen Designer der Nachkriegszeit gewidmet ist: Pierre Paulin (1927-2009). Über ihn besitzt das Musée National d'Art Moderne eine bedeutende Sammlung von Zeichnungen.


Objekt von Serge Mouille: Parfümständer aus gestanztem Metall, für Christian Dior Parfums, 1951-1952. Design: Serge Mouille. Credit photo © Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais / Georges Meguerditchian.


Zeichnung von Serge Mouille, Etudes de formes série Bic, 1952-1960. Schwarzer Bic-Stift auf Papier, kaschiert auf Papier. Credits © Adgap Paris. Credit photo © Georges Meguerditchian - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.


Serge Mouille, Applique en aluminium repoussé (Wandleuchte aus getriebenem Aluminium) (1953-1958). Credits © Adgap Paris. Credit photo © Jean-Claude Planchet - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais


Stuhl 577, genannt "Langue", Design Pierre Paulin für Artifort, 1967. Ein typischer Sitz für die "Pfote" Pierre Paulin mit der Verwendung einer Füllung aus Latexschaum und einem abnehmbaren Bezug aus Polyesterjersey. Ein Modell mit ungewöhnlichen Mustern auf dem Bezug. Credits © Pierre Paulin (für das Recht auf Vervielfältigung), © SAIF (für die Multimedia-Rechte). Credit photo © Bertrand Prevost - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.


Pierre Paulin, Fauteuil Tulip ou Cygne, type F545, 1972. Credits © Pierre Paulin (für das Recht der Reproduktion), © SAIF (für die Multimedia-Rechte). Credit photo © Georges Meguerditchian - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.


Zeichnung von Pierre Paulin, Perspective intérieure du foyer 1 au niveau 3 de l'Hôtel Nikko, 1973. Bleistift, Filzstift und Tinte auf Pauspapier, Bleistift und Filzstift auf Karton. Credits © Pierre Paulin (für die Reproduktionsrechte), © SAIF (für die Multimedia-Rechte). Credit photo © Georges Meguerditchian - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.

Oft als Enfant terrible des zeitgenössischen französischen Designs bezeichnet, ist Philippe Starck (1949) natürlich auch in den Sammlungen des Centre Pompidou sehr präsent. Über 300 Werke erzählen von seinem Werdegang, seinem Stil und seiner Modernität.


PStuhlpaar "Costes", Design von Philippe Starck für die Einrichtung des Café Costes (Paris), 1981. Mit diesem Stuhlmodell, das er später auch als Sessel anbietet, erlangt Philippe Starck Berühmtheit. Starck entwirft ein Dreibein, um den Platzbedarf zu verringern und den Kellnern den Weg zu erleichtern. Das Centre Pompidou besitzt einen Stuhl "Costes" ganz aus Aluminium


Stuhl Dr Glob, Design Philippe Starck, 1985-1989. Gestell aus lackiertem Stahlrohr. Sitzfläche aus Polypropylen. Credits © Philippe Strack. Credit photo © Jean-Claude Planchet - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.


Stuhl Louis XX, Design Philippe Starck, 1992. Polypropylen und Aluminium. Credits © Philippe Strack. Credit photo © Georges Meguerditchian - Centre Pompidou, MNAM-CCI, Dist. RMN-Grand Palais.


In den Sammlungen des Zentrums auch : Tischlampe Bedside Gun, Design Philippe Starck für den Verleger

Auf internationaler Ebene hat das Musée national d'Art Moderne Stücke rund um unumgängliche zeitgenössische Designer wie Ron Arad (Israel, 1951), Jasper Morrison (England, 1959), Marcel Wanders (Niederlande, 1963) oder Ross Lovegrove (Wales, 1958) zusammengestellt.


Auch in den Design-Sammlungen des Centre Pompidou: Stühle Modell Clover, Design Ron Arad für Driade, 2007.


Tische Atlas System, Design Jasper Morrisson, 1992. Der britische Designer fordert ein faires, einfaches, funktionales und stimmiges Design. Seine Entwürfe sind in den größten Museen der Welt zu finden, wie beim Atlas Chair im Centre Pompidou.


Carbon Balloon Chair Black, Design Marcel Wanders, 2013. Ein erstaunlicher Stuhl in den Sammlungen des Centre Pompidou.


In den Sammlungen des Zentrums ein wunderbares Stück: Die Leuchte Cosmic Landscape des walisischen Designers Ross Lovegrove, (2009-2011). Ein Stück, das bei Artemide herausgegeben wurde.

Es ist natürlich unmöglich, die gesamte Designsammlung des Zentrums kurz und bündig vorzustellen... Der Reichtum der Designbestände der französischen Institution ist repräsentativ für die Entwicklung der Techniken und des Schaffens in der Welt des Designs. Die Sammlungen zeigen zwar Möbelstücke, aber auch Zeichnungen, Skizzen, Modelle und Originale aus Zeitschriften, die den kreativen Prozess am Werk widerspiegeln.

Für Designliebhaber hat die Institution in den letzten Jahren vermehrt Retrospektiven zu Designern veranstaltet (Charlotte Perriand 2005, Ettore Sottsass (2008-2009), Eileen Gray 2013, Pierre Paulin 2016) und bietet bei diesen Gelegenheiten die Gelegenheit, die Tiefe ihrer Sammlungen zu entdecken.


Ausstellungsansicht, die das Werk von Pierre Paulin im Centre Pompidou nachzeichnet. Von links nach rechts: Chauffeuse Tongue (1967), Artifort-Sitz (1960), Chauffeuse Mushroom (1963), Sessel Little Tulip (1963) |Chauffeuse Multimo (1975)

François Boutard

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