Einlegearbeiten in der Geschichte des Designs

Die Intarsienarbeit ist ein Dekor, das aus Furnieren aus Holz und verschiedenen anderen Materialien (Perlmutt, Elfenbein, Stein, Galuchat, Nichteisenmetalle, Stroh) hergestellt wird, die in der Regel nach einem Muster ausgeschnitten und auf einen Träger (Möbelstück, Holzverkleidung oder Gemälde) geklebt werden. Im Laufe der Jahrhunderte haben Kunsttischler die Technik der Intarsienarbeit perfektioniert, um prächtige Möbel mit sehr figurativen oder abstrakteren Verzierungen herzustellen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Entwicklung dieser Ornamenttechnik, die in zwei großen historischen Epochen sehr beliebt war und von einigen zeitgenössischen Designern geschmackvoll wiederbelebt wird.

Fotokredit: Antiquitäten in Frankreich
Kommode Louis XIV-Regence, Pariser Arbeit aus der Zeit um 1800, gestempelt JLF DELORME (Jean Louis Faizelot Delorme). Ein herrliches Beispiel für Intarsienarbeit: Die Struktur besteht aus exotischem Holzfurnier mit Einlagen aus Messing, Zinn, Elfenbein und einer Verzierung aus ziselierter, vergoldeter Lackbronze.

Bereits im ägyptischen Altertum praktizierten einige sehr geschickte Handwerker die Einlegearbeit, indem sie Stücke aus Knochen, Elfenbein, Glaspaste und Stein in das Holz einsetzten. Erst im 14. Jahrhundert und während der italienischen Renaissance wurden in Florenz dünne Platten aus Edelholz oder Perlmutt - die zuvor mit einer Schere zugeschnitten wurden - in Holzmöbel eingesetzt. Italien gilt als die Wiege der traditionellen Einlegearbeiten.

Das 17. und 18. Jahrhundert markieren das erste goldene Zeitalter der Einlegearbeiten, insbesondere in Frankreich, wo der historische Kontext die Entwicklung reich verzierter Möbel (Stil Ludwig XIV. und Ludwig XV.) ermöglicht. Ludwig XIV. unternahm eine Reihe kühner Baumaßnahmen, die das mächtige Image des Königreichs wiederherstellen sollten: Restaurierung des Palastes und des Tuileriengartens, Bau des modernen "Versailles" und Ausbau der nationalen Gobelin-Manufaktur. Reich verzierte Prunkmöbel mit Furnieren und Intarsien stehen für Reichtum: Die Marketerie erreicht ihren Höhepunkt.

Bildnachweis: New-York, Metropolitan Museum of Art
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Sie profitiert auch vom Export von Edelhölzern aus den Kolonien (Guyana-Amourette, Indischer Palisander). Ein Mann kam dann, um die Technik der Einlegearbeiten zu revolutionieren. André-Charles Boulle (1642-1732), der Kunsttischler des Königs, entwickelte die sogenannte "La Tarsia a incastro"-Technik oder "Teil gegen Teil"-Technik. Die Entwürfe werden negativ und symmetrisch geformt. Das Atelier Boulle verwendet Schnitte aus Kupfer, Messing und rotem Schildpatt.

Fotocredit: Museum für Angewandte Kunst Frankfurt
Medaillier von Max Emanuel von Bayern, um 1694-1695, Marketerie von André Charles Boulle, Rapportholz, Ebenholz, Amaranth, Ahorn, Nussbaum, Esche, Mahagoni, Palisander, Padouk, Zinn, Messing und Schildpatt. Ziselierte und vergoldete Bronze Höhe. Das Atelier Boulle stellt sehr häufig "Blumenbilder" her.

Obwohl die Techniken immer besser wurden, geriet die Marketerie im 19. Jahrhundert ein wenig in Verruf, bevor sie unter dem Einfluss der Jugendstilbewegung um die Wende zum 20. Jahrhundert wieder auflebte. Als Reaktion auf das Industriezeitalter bevorzugte der Jugendstil reich verzierte Möbel, deren Formen von Fauna und Flora inspiriert waren.

Émile Gallé (1846-1904), ein führender Vertreter der École de Nancy, integrierte bei der Gestaltung seiner Möbel Verzierungen aus Holzintarsien. In Paris verbreitete Samuel "Siegfried" Bing (1838-1905), ein Händler für japanische und orientalische Kunst, den Jugendstil, insbesondere die Entwürfe von Architekten, Kunsttischlern und Möbeldesignern wie Georges de Feure (1868-1943), Eugène Gaillard (1862-1933) und Édouard Colonna (1862-1948).

Credit photo: Gazette Drouot
Plendide Holztruhe aus gefrästem und geschnitztem Walnussholz des Designers Émile Gallé. Der Deckel und die drei Seiten haben einen Hintergrund aus Marketerie mit Figuren. Die Seiten mit Einlegearbeiten von Holzfällern und ihrem Hund, Elstern auf dem Hintergrund eines verschneiten Waldes. Ein herrliches Stück Intarsienarbeit!

Fotocredit: Jon Mills
Niedriges Buffet mit abgerundeten Seiten aus schwarz lackiertem Holz, Entwurf: Georges de Feure, um 1920. Das Buffet öffnet sich durch eine Tür an der Vorderseite mit Intarsien-Dekor, das eine Vase mit stilisierten Blumen darstellt, 2 Schubladen und 2 Fächer Monogrammé "DF".

Fotokredit: Antiques de Laval
Teetisch mit 2 Platten, signiert Louis Majorelle (1859-1926, Ecole de Nancy), Jugendstil XIX. Modell "Au Gui l'An Neuf", Holzfurnier aus verschiedenen Holzarten (Mahagoni, Nussbaum...), mit Intarsien-Dekor aus Mistelzweigen und Schmetterlingen.

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Fotokredit: Antiques de Laval
Teetisch mit 2 Platten signiert Louis Majorelle (1859-1926, Ecole de Nancy), Detail, Jugendstil XIX. Modell "Au Gui l'An Neuf", aus Holzfurnier verschiedener Arten (Mahagoni, Nussbaum...), mit Intarsiendekor aus Mistelzweigen und Schmetterlingen.

Der Art déco folgte auf den Jugendstil mit Möbeln, die geometrischere und klarere Linien aufwiesen. Dennoch blieben Einlegearbeiten recht begehrt, die Epoche gehörte den großen Dekorateuren, die weiterhin "reiche" Materialien verwendeten. Insbesondere die Strohmarketerie erlebte in den 1920er Jahren mit Jean-Michel Frank (1895-1941) und André Groult (1884-1966) einen neuen Aufschwung.

Fotokredit: Leclere - Auktionshaus
Doppelseitiger Paravent mit sechs Tafeln, die mit Strohmarketerie mit verschiedenen Motiven belegt sind, Entwurf: Jean-Michel Frank. Die Technik bleibt der der Holzintarsien recht ähnlich, das Stroh ersetzt das Holzfurnier.

Fotocredit: 1st Dibs
Rarer, zweistöckiger Art-Deco-Guéridon aus Strohmarketerie von André Groult.

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Nach diesem zweiten goldenen Zeitalter wurde es in der Nachkriegszeit ruhiger um die Marketerie. Sie war nicht mehr wirklich in Mode, zog aber weiterhin ein Publikum an, das Möbel mit sorgfältiger Verarbeitung liebte. Das Möbelhaus Jansen in Frankreich lässt alte Stile mit hochwertigen Materialien neu aufleben. Seine Kunden: große internationale Vermögen, die britische Königsfamilie, bei der schöne Intarsienmöbel Prunkräume schmücken.

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Fotocredit: Design Market
Neoklassischer Schreibtisch im Stil von Louis XVI aus Mahagoni und pastellfarben gebeizten Holzintarsien aus den frühen 70er Jahren, im Geiste des Neoklassizismus des Hauses Jansen aus den 60er - 70er Jahren.

Zu den zeitgenössischen Designern, die Einlegearbeiten lieben, gehört Jean-Claude Mahey, ein Designer, der 1976 seine Firma für zeitgenössische Möbel gründete und sich auf Möbel spezialisiert hat, die Edelmetalle und reiche Hölzer verwenden. Im Ausland entwirft der Schweizer Innenarchitekt und Designer Dieter Waeckerlin (1930-2013) Möbel, die für ihre hohe Fertigungsqualität bekannt sind und sowohl einheimische als auch internationale Kunden begeistern. In Deutschland stellt Heinz Lilienthal (1927-2006), einer der deutschen Pioniere der Glasmalerei, der sich auf Wanddekorationen aus Metall, Holz und Beton spezialisiert hat, Tischmöbel aus Intarsien her.

Fotokredit: Design Market
Großformatiger Chefschreibtisch, Design: Jean Claude Mahey, 70er Jahre. Lackiertes Holz und Messingbeschläge. Die Tischplatte ist mit einer "Marketerie" aus Messing verziert und die Griffe sind ebenfalls aus Messing.

Fotocredit: Ebay @laparenthese83
Lampe mit Lupeneinlage, Design Jean-Claude Mahey, 1970.

Fotocredit: Design Market
Schweizer Couchtisch, Design: Dieter Waeckerlin, 1960er Jahre. Intarsien aus Palmenholz und schwarzes Metallgestell.

Fotokredit: Design Market
Schweizer Couchtisch, Detail der Einlegearbeiten, Design: Dieter Waeckerlin, 1960er Jahre. Einlegearbeiten aus Palmenholz und schwarzes Metallgestell.

Fotocredit: Kissth design
Großes Sideboard "B 40" mit 3 Türen und 3 Schubladen, belegt mit Teakholzintarsien, Design: Dieter Waeckerlin für Idealheim, 1958.

Fotocredit: Design Market
Vintage Couchtisch mit Fossilien-Intarsien, Design: Heinz Lilienthal, 1970.

Fotocredit: Design Market
Vintage-Bodentisch aus Fossilien-Intarsien, Detail der Intarsienarbeit, Design: Heinz Lilienthal, 1970.

Intarsienarbeiten sind in Italien nach wie vor sehr beliebt. Die Stadt Sorrento in der Bucht von Neapel hat eine jahrhundertealte Tradition der Einlegearbeiten aus Edelhölzern. Einige "historische" Häuser, wie das 1930 gegründete Haus Basile, stellen immer noch Möbel aus Edelholz her, die von auf Einlegearbeiten spezialisierten Kunsthandwerkern gefertigt werden (unter dem Markennamen Studio Hebanon). Der große italienische Architekt und Designer Alessandro Mendini (1931-2019) versuchte sich Mitte der 80er Jahre für den Verleger Zanotta mit Bravour als Einlegearbeiten.

Fotocredit: Design Market
Vintage-italienischer Getränkewagen in Sorrento-Einlegearbeiten, 50er Jahre. Ein Stück im Barockstil, hochglänzendes, gebändertes Mahagonifurnier mit Einlegearbeiten aus blondem Holz mit einem hübschen Blumendekor.

Fotocredit: Design Market
Vintage-bar-möbel-in-einlegearbeit signiert Vittorio Dassi (1893-1973), 1950. Dassi, ein italienischer Möbeldesigner, stellte in den 1940er und 1950er Jahren Möbel aus edlen Hölzern wie Palisander, Kirsche, Esche und Walnuss her, die oft mit Intarsien und Kristallglas von bedeutenden Glasmeistern verziert waren.

Fotocredit: Design Market
Design-Kommode Modell Calamobio, Design Alessandro Mendini für Zanotta, 1985/1988. Gestell und Füße aus Holz, mehrfarbige Intarsien.

Moderne Intarsien sind nach wie vor beliebt: Sie kombinieren oft eine Verbindung aus mehreren Hölzern, enthalten Leder- und Metalleinsätze und spielen mit Farben. Einige Designer greifen sie gerne auf, um ihre Kreativität unter Beweis zu stellen.

Fotocredit: Divisare
Buffet aus Rosenholz mit wunderschönen Intarsienarbeiten, Design: Massimo Morozzi für Edra, 2016.

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Fotokredit: Bethan Laura Wood
Schrankserie "Hot rock", Design: Bethan Laura Wood, wenn Einlegearbeiten wieder modern werden... Hier laminierte Einlegearbeiten, farbiges MDF, gepuderter Stahl, satiniertes Messing. Limitierte Auflage.

François Boutard

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