Als die Designer Elio Martinelli und Gae Aulenti 1965 schlaflose Nächte verbringen, um eine Lampe mit revolutionärem Design zu testen, die ein weiches und gleichmäßiges Licht verbreiten kann, ahnen sie nicht, welcher weltweite Erfolg ihnen bevorsteht. Er, Elio Martinelli, ist der Chef des italienischen Unternehmens Martinelli Luce, das in Italien bereits als Referenz für die Kreation von Leuchten bekannt ist; sie, Gae Aulenti, Architektin und Designerin, ist eine der wenigen Frauen, die in der sehr männlichen Welt des italienischen Nachkriegsdesigns, das damals boomte, den Durchbruch geschafft haben. Ihre Lampe, die Pipistrello, sollte zu einer der Ikonen des italienischen Nachkriegsdesigns werden und fasziniert auch heute noch. Wir werfen einen Blick zurück auf die Gründe, die diese Leuchte zu einer ikonischen Ikone des modernen und zeitgenössischen Designs machten.
Am Anfang war ein seltsamer und kurioser Name: "Pipistrello", was kann er wohl bedeuten? Gae Aulenti (1927-2012), die Schöpferin dieser ungewöhnlichen Leuchte, gab ihr diesen Namen, der auf Italienisch "Fledermaus" bedeutet. Der Lampenschirm mit seinen vielen Kurven erinnert tatsächlich an die Silhouette einer Fledermaus... Eine ungewöhnliche Idee!
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Um ehrlich zu sein, ist die ungewöhnliche Form für die damalige Zeit überraschend, aber sie hat einen Hintergrund: Gae Aulenti entwarf diese Leuchte als Hommage an die eleganten, geschwungenen Formen des Jugendstils, der sich von den natürlichen Formen der Tier- und Pflanzenwelt inspirieren ließ.
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Elio Martinelli (1921-2004), der in den 1950er Jahren mit der Gründung des Unternehmens Martinelli Luce zu einem anerkannten Spezialisten für die Herstellung von Lampen wurde, schöpfte seine Kreativität auch aus der Natur und brachte dabei Linien und Formen von überraschender Originalität zum Vorschein. Als Gae Aulenti ihn deshalb um eine Skizze für seine Lampe bat, war Martinelli überzeugt und sagte zu.
Es war damals noch nicht üblich, dass es einer Architektin und Designerin gelang, einen Industriellen davon zu überzeugen, ihre eigene Kreation herstellen zu lassen. Im Jahr 1965 ist Gae Aulenti 38 Jahre alt und verfügt über eine solide Ausbildung. Nachdem sie 1953 ihren Abschluss in Architektur am hoch angesehenen Mailänder Polytechnikum (Politecnico di Milano) gemacht hatte, wo sie auch das Berufsdiplom erhielt - was damals für eine Frau selten war -, unterrichtet sie dieses Fach seit 1964 an der Hochschule. Außerdem ist sie seit 10 Jahren Mitglied der Redaktion von Casabella, einer internationalen Monatszeitschrift für Architektur, Stadtplanung und Design.
© Wikipedia
Inwiefern ist der Pipistrello ein für die damalige Zeit sehr innovatives Stück? Zunächst einmal die ästhetische Entscheidung. Gae Aulenti gelang es, die sehr geometrischen Linien der amerikanischen Hochhausarchitektur der 1930er Jahre (Basis der Lampe) mit den skulpturalen Linien des Jugendstils zu kombinieren. Eine Philosophie, die gut zur DNA von Martinelli passt: eine Überlegung, organische Formen mit einem strengen und klaren Design zu verbinden.
Eine technologische Entscheidung zweitens: Der Sockel aus lackiertem Metall ist dank eines Teleskoparms aus Stahl höhenverstellbar. Vor allem aber entwarf Elio Martinelli, der ständig auf der Suche nach neuen Technologien und Innovationen war, zusammen mit Gae Aulenti den Diffusor der Lampe aus opalweißem Methacrylat, einem sogenannten opalisierenden Material. Das Ziel: ein weiches, gleichmäßiges Licht auf ein Material zu werfen, das dadurch einen "wolligen" Farbton annimmt. Eine weitere Innovation: Der Teleskopteil und der Diffusor aus Methacrylat wurden mithilfe von für die damalige Zeit innovativen Gusstechniken hergestellt.
Die Pipistrello wurde später dank ihres zeitlosen Stils zu einem ikonischen Stück, so dass manche sie sogar als "Die Madeleine de Proust für Designliebhaber" bezeichnen. In der Tat ist es ein Stück, das mit seiner Eleganz und Modernität sowohl in eine zeitgenössische, industrielle als auch klassische Einrichtung passt!
Das Teleskoprohr, mit dem die Höhe von 66 bis 86 cm verstellt werden kann, trägt ebenfalls dazu bei, dass Pipistrello eine Lampe ist, die sich an alle Konfigurationen anpasst: als Nachttischlampe, Schreibtischlampe, Wohnzimmerlampe oder auch direkt auf den Boden gestellt als echtes Möbelstück!
© Residence Magazine
© Pom and Gus
Die italienische Firma Martinelli Luce ist nach wie vor alleiniger Inhaber der Verwertungsrechte an den Originalplänen des Pipistrello. Ihr Weltbestseller ist immer noch beliebt, da der italienische Verleger das Modell im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. So gibt es den Pipistrello in verschiedenen Farben wie Braun, Purpur und Agavengrün (neben Weiß und Schwarz). Auch die Materialien haben sich weiterentwickelt: Das Modell gibt es in Aluminium, Kupfer, Silber und satiniertem Messing. 2013 werden 2 weitere, leichtere und kleinere Modelle angeboten: der Med Pipistrello (Durchmesser 40 cm, Höhe zwischen 50 und 62 cm verstellbar) und der Mini Pipistrello (Durchmesser 27 cm, feste Höhe 35 cm, Gewicht: 2,5 kg gegenüber 10 Kg für das Originalmodell).
Pipistrello-Lampe in Agavengrün, einer Farbe, die gewählt wurde, um das Design des Raumes zu unterstreichen.
Martinelli Luce hat auch die Technologie der damaligen Zeit an seine berühmte Lampe angepasst. LEDs haben die Glühbirnen ersetzt und werden in einer dimmbaren Version angeboten, bei der die Lichtintensität durch einfaches Auflegen der Finger gedimmt werden kann. Schließlich hat der italienische Verleger 2019 seinen "Pispistrello 4.0", eine Version mit Tunable White Led-Technologie, über eine mobile App (in Zusammenarbeit mit CASAMBI) auf den Markt gebracht. Originell, zeitlos und elegant, die Pipistrello scheint nie aus der Mode zu kommen, ein "Must-have" für alle Fans von Vintage-Design!
Cover: © Mon Concept Habitation
François Boutard
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