Der Egg Chair, eine absolute Ikone des Vintage-Designs

Alle Liebhaber des skandinavischen Designs kennen den Egg Chair von Arne Jacobsen (auf Englisch "Egg chair"), der auch unter der Übersetzung "Eierstuhl" bekannt ist. Weniger bekannt ist jedoch, dass dieses Kultstück des Vintage-Designs von dem dänischen Architekten entworfen wurde, um die Empfangsbereiche des SAS Royal Hotels in Kopenhagen zu möblieren. Arne Jacobsens Ziel war es, die moderne Architektur der strengen Linien der Glasfassade des ersten Wolkenkratzers der dänischen Hauptstadt mit Möbeln in einem warmen und gemütlichen Design zu konterkarieren. Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Geschichte des Egg Chair und seine Eigenschaften, die ihn zu einer weltweiten Ikone des Vintage-Designs gemacht haben.

Das von Arne Jacobsen entworfene SAS Royal Hotel bei seiner Fertigstellung im Jahr 1960. Foto Aage Strüwing © Jørgen Strüwing.
Arne Jacobsen vor dem SAS Royal Hotel im Jahr 1960. Der dänische Architekt wurde von der Fluggesellschaft SAS beauftragt, den ersten Wolkenkratzer in der Hauptstadt zu errichten. © Radisson Collection
Aktuelle Ansicht des Radisson Collection Royal Hotel in Kopenhagen, Architekt: Arne Jacobsen. Eine Architektur im ästhetischen Kanon des internationalen Stils der Nachkriegszeit.

Beginnen wir mit etwas Geschichte. 1956 war Arne Jacobsen (1902-1971) bereits ein bekannter Designer nach dem weltweiten Erfolg des Ant chair ("Ameisenstuhl"), eines der meistverkauften dänischen Möbelstücke der Welt seit 1955. 1 Jahr später beauftragte SAS, die nationale dänische Fluggesellschaft (Scandinavian Airlines System), den Architekten mit dem Entwurf des 1. Wolkenkratzers der Hauptstadt, ein Gebäude und ein Design, das sie sich als modern wünschte. Die Bauzeit betrug 4 Jahre und die Einweihung fand 1960 statt.

Ant Chairs, Design Arne Jacobsen für Fritz Hansen, 1952. Leicht, stabil, stapelbar und sogar bequem - der Ant chair wurde schnell zu einer Ikone des dänischen Designs. Im Jahr 1955 entwickelte Jacobsen die Serie 7, die zu einem weltweiten Bestseller wurde.

Das komplette Projekt umfasst ein Reisebüro, ein Terminal (ein Shuttle-Bus verbindet das Hotel mit dem Flughafen) und ein Hotel. Beauftragt, verlangt Arne Jacobsen die volle Kontrolle über das Projekt: von der architektonischen Gestaltung bis hin zu den kleinsten Details der Inneneinrichtung. Der Architekt schuf ein Gebäude, das in die Geschichte der dänischen Stadtplanung eingehen sollte. Insbesondere die Hotelfassade ist die erste Vorhangfassade des Landes - eine Hülle aus Glas und ein Skelett aus Stahlbeton -. Für die Inneneinrichtung entwarf der Architekt innovative Sitzmöbel, darunter den berühmten Egg chair, aber auch die an einen anmutigen Vogel erinnernden Swan Sessel, den Drop Chair, die Chaiselongue und das Sofa der Serie 3300 sowie die AJ-Leuchten.

Egg chair, Design Arne Jacobsen für Fritz Hansen, 1958. Das Modell erscheint unter der Bezeichnung Egg No.". 3315", wurde dann zu "3317" und blieb schließlich seit 1973 "3316".
Swan Chair, Design Arne Jacobsen für Fritz Hansen, 1958. Eine außergewöhnliche Ausstrahlung. Wie beim Egg chair stehen die organisch geschwungenen Linien des Stuhls im Kontrast zu den rechten Winkeln und der minimalistischen Architektur des Hotels - genau das, was Arne Jacobsen erreichen wollte.
Drop Chairs, Design Arne Jacobsen für Fritz Hansen, 1959. Die Sitzfläche besteht aus einer Schale, die viel Bewegungsfreiheit für optimalen Komfort bietet.
Wartehalle im Terminal, eingerichtet mit den Stühlen der Serie 3300, Design Arne Jacobsen für Fritz Hansen, 1956. Ab 1959 konnten die Passagiere der Fluggesellschaften einchecken und in einem eleganten und modernen Ambiente auf ihren Flug warten, bis der SAS-Shuttle ankam, der sie direkt zu ihrem Flugzeug brachte. Foto: Arne Jacobsen.
Tischlampe AJ, Design Arne Jacobsen für Louis Poulsen, 1957. Die 1957 für das SAS Royal Hotel in Kopenhagen entworfene Lampe kombiniert schräge und rechte Winkel, eine Erinnerung an die Sessel der 3300er Serie.

Was macht den Egg chair zu einer Ikone des Vintage-Designs? Zunächst einmal der Kontext, den wir gerade gelegt haben und der die Legende um diese mythische Sitzgelegenheit aufrechterhält. Man muss sich vergegenwärtigen, dass das SAS Royal Hotel in Kopenhagen zu jener Zeit das Symbol der Nachkriegsmoderne war. Für manche gilt es als das erste Designhotel der Welt, ja sogar als ein Gesamtkunstwerk, da alles, vom Teppichboden bis zum Gebäudevolumen, von einem einzigen Mann entworfen und gestaltet wurde.

Im Vordergrund eine weitere Sitzgelegenheit, die Arne Jacobsen für die Einrichtung der Salons des SAS Royal Hotels entworfen hat: der Pot-Sitz.

Zur Aufrechterhaltung der Legende gibt es übrigens immer noch eine Suite des Hotels, 606, die im gleichen Zustand wie bei ihrer Einrichtung im Jahr 1960 erhalten geblieben ist und die von Arne Jacobsen entworfenen Originalmöbel, darunter mehrere Sitzgelegenheiten, bewahrt hat. Zweitens, weil die späten 1950er Jahre das (insert link to site design market) goldene Zeitalter des dänischen Designs waren. Es war der Triumph eines minimalistischen, eleganten, funktionalen und komfortablen Designs, das Arne Jacobsen, Hans Wegner, Borge Mogensen, Finn Juhl und einige Jahre später Verner Panton mit Talent vorantrieben.

Die berühmte Suite 606 des SAS Royal Hotels, die seit sechs Jahrzehnten unverändert geblieben ist. Im Vordergrund: Sessel Egg und Sessel Schwan. Im Hintergrund Stühle und Sofa der Serie 3300, Drop-Stühle.

Endlich, weil sie für ein inhärent dänisches Konzept steht, "Hygge", das man mit "gemütlich" oder "cosy" übersetzen könnte. Als nordeuropäisches Volk haben die Dänen das Bedürfnis, die langen Winterabende in einer gemütlichen Atmosphäre zu verbringen. Der Egg chair erinnert genau an diesen Kokon, in den man sich einkuscheln kann.

Der Egg chair ist auch eine Ikone, denn seine sanften Kurven laden den Benutzer zum Entspannen ein. Das Design ist schlicht, aber mit einer organischen Dimension, die den Stuhl zu einem besonderen Objekt mit Wiedererkennungswert macht. Arne Jacobsen wollte für die Lounges des SAS Royal Hotels eine gesellige und entspannende Umgebung schaffen, die sich von der minimalistischen und geradlinigen Architektur des Gebäudes abhebt. Für die damalige Zeit war auch das Design gewagt, denn dem Designer gelang es, Rückenlehne, Sitzfläche und Armlehnen in einem einzigen Stück zu verschmelzen, einer Schale aus gespritztem Polystyrol mit Schaumstoffüberzug, über die Stoff oder Leder gespannt wurde. Das Ergebnis ist brillant, ein wahrer ergonomischer Kokon mit einer betörenden Linie ...

Die Egg Chairs in der Lobby des SAS Royal Hotel, 1960. Foto: Aage Strüwing © Jørgen Strüwing.
Zimmer des SAS Royal Hotels um die Eröffnung im Jahr 1960. Im Vordergrund der einladende Egg chair. Dahinter, gegenüber dem Schreibtisch, ein Drop chair. Foto: Arne Jacobsen.

Der weltweite Erfolg des Egg chair ist auch auf die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen dem dänischen Verleger Fritz Hansen und Arne Jacobsen zurückzuführen. Es ist eine der wichtigsten und berühmtesten Partnerschaften in der Geschichte des dänischen Designs. Als der Egg chair entworfen wurde, befand sich diese Partnerschaft auf ihrem Zenit. Mitte der 1950er Jahre erwarb Fritz Hansen die Lizenz für eine Produktionstechnologie, die es ermöglichte, Möbel aus Hartschaum frei zu formen. Diese Methode nutzte Arne Jacobsen, um die organischen Möbel für das SAS Royal Hotel zu entwerfen.

In den Fertigungshallen des Egg chair, Fritz Hansen. Die handwerkliche Herstellung des berühmten Stuhls ist seit seiner Entstehung im Jahr 1958 unverändert geblieben.
Der Egg chair mit seinem osmanischen Sitz passt perfekt in eine zeitgenössische Welt.

Der Egg chair, der bei seinem ersten Auftritt im Musée des Arts Décoratifs in Paris 1958 von Kritikern und Fachleuten gelobt wurde, überzeugt die breite Öffentlichkeit zum Teil dank seiner abgerundeten, eiförmigen Form, die es ihm ermöglicht, einen intimen Raum für die Person, die darauf sitzt, zu bilden. Diese "Schutzblase" hat auch andere wichtige Errungenschaften der Designgeschichte inspiriert. Man denke nur an den 1963 entworfenen Ball chair des finnischen Designers Eero Aarnio ... Der Egg chair, der bei seiner Veröffentlichung 1958 ein Symbol für Modernität und Raffinesse war, fasziniert auch heute noch Liebhaber eines eleganten, sensiblen und bequemen Designs.

Ball chair, Design Eero Aarnio, 1963. Nicht zu verwechseln mit dem Bubble chair, einem Hängesessel.

François BOUTARD

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