Er war nicht dazu prädestiniert, ein berühmter Designer zu werden. Gaetano Sciolari (1927-1994) kam eher gezwungenermaßen in den Beruf, als sein Vater, der das 1892 gegründete Familienunternehmen Sciolari Lighting leitete, 1949 bei einem Unfall starb. Innerhalb von drei Jahrzehnten wurde Sciolari zu einem angesehenen Namen in der italienischen Designszene und strahlte sogar über den Atlantik, wo seine Entwürfe sehr geschätzt wurden. Dieser Beitrag wirft einen Blick auf die außergewöhnliche Karriere eines Goldschmieds der Beleuchtung.
Der 1927 in Rom geborene Gaetano Sciolari wuchs in einer Familie auf, die eine lange Tradition in der Herstellung von Möbeln und insbesondere von Leuchten hatte. Er studierte Architektur an der Universität von Rom und wandte sich dann einem Studium der Filmregie zu. Als sein Vater 1949 starb, übernahm er das Familienunternehmen.
Gaetano Sciolari fiel in den 1950er Jahren als Designer auf, weil er den Entwürfen des noch jungen italienischen Herstellers Stilnovo, der von Bruno Gatta in Mailand gegründet wurde, eine "Pfote" aufdrückte. In den 1950er und 1960er Jahren entwarf Sciolari eine Reihe von innovativen Leuchten, die in die Geschichte des Lichtdesigns eingingen. Seine Entwürfe zeichneten sich durch einfache geometrische Formen, klare Linien und den geschickten Einsatz von Materialien wie Messing, Chrom und Glas aus. Er experimentierte auch mit verschiedenen Lichtquellen, einschließlich Halogenlampen, um einzigartige Lichteffekte zu erzeugen.
Wie lässt sich Sciolaris Design beschreiben? Seine Designphilosophie konzentrierte sich auf Eleganz, Einfachheit und Funktionalität. Er war dafür bekannt, hochwertige Materialien zu verwenden. Und gleichzeitig integrierte er architektonische Elemente in seine Entwürfe. Er glaubte, dass Licht dazu verwendet werden sollte, eine Stimmung in einem Raum zu erzeugen, anstatt einfach nur eine Lichtquelle zu sein.
Daher drückt sich bei Sciolari eine Vorliebe für den Minimalismus aus, zu der sich der Ausdruck einer Geometrie mit reizvoll gemeißelten Formen gesellt: ein minimalistischer und anspruchsvoller Stil. In Bezug auf ihn erinnern einige Experten sowohl an Kubismus, Brutalismus, Art Deco als auch an Space Age für futuristisch anmutende Deckenleuchten.
Seine Vorliebe für Architektur findet sich in den skulpturalen Formen und auffälligen geometrischen Details seiner Vintage-Stehlampen, Kronleuchter und anderen Leuchten wieder, die damals perfekt zu den modernen Inneneinrichtungen der Jahrhundertmitte und zum Hollywood Regency Style. Die amerikanische Firma Lightolier in New York begann, Leuchten mit dem Stempel "Sciolari Lighting" zu importieren. So wurde das bescheidene Familienunternehmen nach und nach zum größten italienischen Leuchtenhändler in den USA!
Gaetano Sciolaris Arbeit kann man als "Lichtskulpturen" bezeichnen. In seinen Stücken gefällt uns die Konfrontation zwischen verschiedenen Oberflächen, wenn ein poliertes Aussehen auf eine satinierte Oberfläche trifft. Seine Verwendung von Glas und Kristallen sorgt für eine glitzernde Note und steht im Kontrast zum "rohen" Aussehen mancher Stücke. In seinen Kreationen mischt der Designer gekonnt die Genres zwischen Minimalismus, Futurismus und Glamour.
Zu Sciolaris wichtigsten Entwürfen gehörte die Cubic-Serie. Sie bestand aus Hänge- und Wandleuchten aus verchromtem Stahl und Glas mit einfachen geometrischen Formen, die ein weiches, diffuses Licht erzeugten. Sie kam in den 1970er Jahren auf den Markt und wurde schnell zu einem Klassiker des modernen Designs.
Als anerkannter und respektierter Designer war Gaetano Sciolari der Gründer und erste Präsident des Verbands der italienischen Leuchtenhersteller. Neben Stilnono arbeitete Gaetano Sciolari auch mit den Verlegern S.A. Boulanger in Belgien und Stilkronen in Deutschland zusammen. Er war auch für seine Fähigkeit bekannt, mit Kunden zusammenzuarbeiten, um maßgeschneiderte Leuchten zu entwerfen, die ihren spezifischen Bedürfnissen entsprachen. Seine Zeitgenossen bescheinigten ihm nicht nur einen kreativen und erfinderischen Designer, sondern auch ein unbestreitbares Geschäftstalent. Als Unternehmer baute er das Familienunternehmen erheblich aus, so dass es als erster italienischer Beleuchtungshersteller über das historische amerikanische Unternehmen Lightolier - gegründet 1904 - in die USA verkaufte, und das mit großem Erfolg!
Trotz des Todes von Gaetano Sciolari im Jahr 1994 ist sein Erbe in der Welt der Leuchten immer noch präsent. Das Unternehmen Sciolari existiert immer noch, auch wenn es nicht mehr die gleiche Aura hat. Die Entwürfe von Sciolari sind bei Sammlern und Designliebhabern immer noch sehr beliebt, insbesondere die Serien Habitat, Cultura und Futura. Vintage-Stücke sind sehr begehrt und erzielen auf Auktionen oft hohe Preise.
François BOUTARD
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